Rehberger Begegnungen mit Klostermann

09.05.2025 ·

Vom 23. bis 25. April 2025 trafen sich ‚Klostermann-Freunde‘ in Rehberg/Srní.

Im Böhmerwalddorf Rehberg/Srni entsteht zur Zeit in den Räumen des schön renovierten alten Pfarrhofes das Karl-Klostermann-Haus/ Dum Karla Klostermanna, ein Haus, das einerseits einen musealen Charakter haben und die Welt des verschwundenen Böhmerwaldes zeigen wird, das andererseits künftig auch eine Begegnungsstätte sein soll für interessierte Menschen von beiden Seiten der Grenze.

 

Die erste gemeinsame Veranstaltung hatte schon kurz vor Weihnachten 2024 stattgefunden: Viele tschechische und bayerische Böhmerwaldliebhaber waren nach Rehberg gekommen, um zusammen deutsche und tschechische Weihnachtslieder zu singen und weihnachtliche Geschichten des Böhmerwalddichters zu hören.

 

Jetzt, eine Woche nach Ostern, folgte eine zweite Begegnung:

Zwölf unternehmungslustige und wissbegierige bayerische Klostermann-Freunde kamen für drei Tage ins Hotel Srni nach Rehberg, um sich in der Heimat des Schriftstellers auf seine Spuren zu machen.

Gleich am ersten Abend im Klostermann-Haus referierte Fritz Pfaffl aus Zwiesel, der Herausgeber der Geschichte der Glasmacherfamilie Abele über die Klostermann-Verwandtschaft auf deutscher und österreichischer Seite. Die Schilderung der Begegnung Pfaffls mit der Nichte und Übersetzerin vieler Romane Klostermanns, Anna Jelinek, stieß vor allem bei den zahlreichen tschechischen Besuchern auf ganz besonderes Interesse.

 

Am zweiten Tag machte sich eine gemischte deutsch-tschechische Gruppe zu Fuß auf den Weg hinüber nach Schlösselwald, um unter der kundigen Führung von Jiří Kec die Wurzeln der Familie Klostermann zu finden. Den Höhepunkt dieser Wanderung bildete die Einkehr im „Steinernen Haus“, wo Karl Klostermann als junger Bursche oft seiner Tante Theresia Schulhauser gelauscht hatte. Deren Erzählungen lieferten ihm später den Stoff für viele seiner Romane.

 

Der Abend im Karl-Klostermann-Haus gehörte dann dem Autorenteam Krejci/Hubeny. Tereza Krejci, die Kuratorin des Klostermann-Hauses und Nationalparkleiter Pavel Hubeny stellten das Buch „Farář lesů“  vor, das sie gemeinsam mit Frantisek Krejci heuer geschrieben haben. „Farář lesů“/“Der Pfarrer des Waldes“ ist ganz aktuell und es beschreibt aus der Sicht der Waldexperten Frantisek Krejci und Pavel Hubeny und der Klostermannkennerin Tereza Krejci die angestrebte und teilweise auch schon heute sichtbare Rückentwicklung des Böhmerwaldes hin zu einer ursprünglichen Landschaft, wie sie Karl Klostermann in seinen Romanen und Erzählungen beschreibt. Das, was der Dichter schon vor 130 Jahren befürchtet und kritisiert hatte, so die Autoren, ist leider eingetroffen und seine Schilderungen der ursprünglichen Verhältnisse geben ein erstaunlich genaues Bild von dem, was der Nationalpark sich als Ziel gesetzt habe.

Die anschließende Diskussion wurde so lebhaft geführt, dass die Übersetzerin Simona Fink von der Arberland GmbH, trotz ihrer perfekten Beherrschung beider Sprachen, Mühe hatte, hinterherzukommen.

Einig war man sich darüber, dass Klostermann ein Schriftsteller von europäischem Rang ist, dass sein Vermächtnis unbedingt auch an die zukünftigen Generationen weitervermittelt werden muss und dass eine Einrichtung wie das Karl-Klostermann-Haus dabei eine wichtige Rolle spielen kann.

 

Am Vormittag des dritten Tages machte der Wettergott den Organisatoren einen Strich durch ihre Rechnung. Die vorgesehene Wanderung zum Sattelberg wurde wegen des Dauerregens ersetzt durch einen Besuch im Böhmerwaldmuseum Bergreichenstein/Kasperske Hory. Der frühere Museumsleiter, Dr. Horpeniak, gestaltete seine Führung aber so interessant und spannend, dass alle Teilnehmer zufrieden und mit vielen neuen Eindrücken ihre Rückfahrt über die Grenze antraten.

 

Autor: Ossi Heindl, Karl-Klostermann-Verein

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